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1. PRAGMÁTICA UNIVERSAL

 

 

Habermas (geb. 1929) hat weitgehend die durch Kant inspirierte Transzendentalpragmatik Apels (geb. 1922) in eine Universalpragmatik verwandelt. Obwohl die beiden Ansätze sich das philosophische Projekt einer vorgängigen Diskursethik Kantischer Inspiration teilen, sind Habermas und Apel gegenseitig anderer Meinung zum «Anspruch einer Letztbegründung»[1] solcher Diskursethik, d.h. bezüglich der letzten, metaphysischen Grundlegung des Moralbewusstseins und des kommunikativen Handelns.

 

Der Grundunterschied zwischen den beiden Perspektiven besteht in den zwei folgenden Alternativen: Seinerseits erhebt Apel Anspruch auf eine weitreichende „Letztbegründung“ und seinerseits versucht Habermas hingegen nur eine „weiche“ Begründung zu erreichen, die eine Folge seines nachmetaphysischen Denkens ist. Anders ausgedrückt, erhebt die Habermas’sche Pragmatik zwar universale Ansprüche auf eine «unbegrenzte Kommunikationsgemeinschaft»[2] und auf eine ohne ideologische Grenzen interaktive Gemeinschaft unbeschränkter Kommunikation, aber allerdings auf keine letzte, metaphysische Grundlegung der Theorie und Praxis.

 

Mit dem Begriff „Pragmatik“ nimmt Habermas eher auf das dritte Element der Semiotik von Charles S. Peirce[3] Bezug als auf den Pragmatismus von William James, denn solange die Semiotik eher kommunikativ ist, ist der Pragmatismus im Gegensatz dazu eher instrumentell. In diesem Sinn vertritt Habermas die These über das kommunikative Handeln, das pragmatisch und z. T. auch strategisch sein kann, und kritisiert das rein instrumentelle Handeln.

 

Die semiotische, pragmatische Perspektive der Theorie des kommunikativen Handelns lässt sich mit Hilfe der Universalpragmatik entfalten, die im Einzelnen die allgemeingültigen Kommunikationsvoraussetzungen analysiert, d.h. die universalen Bedingungen für eine mögliche Verständigung. Habermas zufolge besteht die allgemeine Geltungsbasis der Kommunikation aus den vier folgenden Geltungsansprüchen, die von ihm für universale Verständigungsbedingungen gehalten werden: Wahrhaftigkeit, Richtigkeit, Wahrheit und Verständlichkeit.[4] Gemäß der Theorie des kommunikativen Handelns präzisieren die folgenden Erläuterungen den semantischen Gebrauch dieser Begriffe.

 

 

 

 

[1] HABERMAS, Jürgen, Moralbewusstsein und kommunikatives Handeln (Suhrkamp, Frankfurt 1983), S. 105.

 

[2] Vgl. ebd., S. 99.

 

[3] Die Syntaktik und Semantik sind das erste und zweite Element der Semiotik von Peirce.

 

[4] Vgl. HABERMAS, Jürgen, Vorstudien und Ergänzungen zur Theorie des kommunikativen Handelns (Suhrkamp, Frankfurt 1995), S. 353-357.

 

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