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4. Lynne Rudder Baker

 

4.1 Constitutionalismo materialista

y doctrina sobre la resurrección según Lynne Rudder Baker

 

 

1) Bakers materialistischer Konstitutionalismus hat gewiss den Anspruch, die Alternative zwischen dem naturalistischen Monismus oder „Animalismus“ und dem spiritualistischen Dualismus oder Immaterialismus zu werden. Dennoch gibt es abgesehen von der hybriden Anthropologie Thomas’ andere personalistische Alternativen, die weder materialistisch noch immaterialistisch sind. Z.B.: Die Anthropologie der Leiblichkeit von Ricœur, Díaz, Zubiri, Marina, Beuchot u. a.

 

Laut dem „Animalismus“ von Snowden, Inwagen, Zimmerman und Olson sind menschliche Personen grundsätzlich biologische Organismen. Dem Immaterialismus zufolge sind sie grundsätzlich immaterielle Seelen. Der Thomanischen Anthropologie nach, die gemäß der oberflächlichen Kritik Bakers ein hybrider Immaterialismus ist,[1] ist die abgetrennte Seele „forma substantialis corporis“. Und laut dem materialistischen Konstitutionalismus Bakers sind menschliche Personen weder biologische Organismen, noch haben sie immaterielle Seelen. D.h. die Begriffe von Leib und Seele sind bezüglich der Identität der Person irrelevant.

 

2) Gemäß dem materialistischen Konstitutionalismus sind Menschen grundsätzlich Personen, die ihrerseits jeweils eine Perspektive von erster Person haben. D.h. sie haben die Fähigkeit zu selbstbewusster Selbstidentifizierung. Baker zufolge haben Personen zwar materiellen Leib und keine immaterielle Seele, aber sie sind kein Leib und keine Seele. D.h. die Perspektive von erster Person ist ihre Identität und der Leib ihre Konstitution. Die erstere ist eine notwendige Identitätsrelation und die letztere eine kontingente Selbstidentifizierungsrelation mit dem eigenen Leib oder ein akzidenteller Einheitszusammenhang, der manchmal ein instrumenteller Träger und etwas Konventionelles zu sein scheint. Einerseits glaubt Baker, dass der menschliche Leib wegen seiner Konstitution unmittelbar animalischer Organismus und mittelbar Person ist. Andererseits meint sie, dass jeder Mensch aufgrund seiner jeweiligen Identität unmittelbar Person und mittelbar animalischer Organismus ist.

 

Baker reduziert instrumentell den Leib auf einen materiellen Träger der Perspektive der ersten Person und vergleicht ihn genau und grob mit dem Marmor einer Statue. Die Perspektive von erster Person ist der einzige Unterscheid, der es zwischen jedem Menschen und den anderen materiellen Seienden der natürlichen Welt gibt. Es scheint, dass besagte Perspektive eher der Standpunkt eines einsamen Individuums als die explizite und kommunikative Perspektive einer Person in dialogischen Zusammenhang mit einer zweiten Person und mit einer Kommunikationsgemeinschaft ist. Obwohl Baker gewiss keine menschlichen Personen verdinglicht, zeichnet sich ihr materialistischer Konstitutionalismus durch einen instrumentellen Individualismus aus. Außerdem scheint der Bakersche Begriff von Person mangelhaft zu sein, denn Baker betont explizit nur die folgenden Aspekte: Die Person ist fähig, rationaler und moralischer „Agens“ zu sein. Obwohl Baker gewiss keine anderen Fähigkeiten ausschließt, ist Ricœurs Anthropologie aufgrund des oben erwähnten begrifflichen Mangels überzeugender als Bakers Anthropologie.

 

3) Die Anwendung des materialistischen Konstitutionalismus auf die Auferstehungslehre impliziert die folgenden Thesen: A) Jede menschliche Person kann mehrere Leiber haben, z.B.: Einen sterblichen und einen auferstandenen Leib. B) Wegen seiner Konstitution ist jeder menschliche Leib mittelbar und zufällig dieselbe Person. C) Wegen ihrer Konstitution ist jede menschliche Person mittelbar und akzidentell derselbe Leib. D) Und aufgrund seiner Identität ist jeder Mensch unmittelbar und notwendig dieselbe Person, nur wenn sein auferstandener Leib dieselbe Perspektive von erster Person hat. D.h. die psychologische und physische Kontinuität sind mangelhaft, da die persönliche Identität derselben ersten Person qualitativ erfordert wird.

 

In diesem Zusammenhang ist der materialistische Konstitutionalismus Bakers mit den drei folgenden Thesen der christlichen Auferstehungslehre vereinbar und zusammenpassend: A) Mit der These über die Auferstehung einer gewissen Leibart, deren leibliche Konstitution materialistisch ist, aber nicht animalisch. B) Mit der These über die persönliche Identität jedes auferstandenen Menschen, dessen jeweilige Perspektive von erster Person dieselbe ist. Laut Baker ist ihr Konstitutionalismus sowohl mit der Hypothese eines Zwischenzustands als auch mit der These über die Auferstehung im Tod selbst vereinbar. Z.B. postuliert Baker bezüglich des Zwischenzustands einen „Zwischenleib“. C) Und schließlich ist der Bakersche Konstitutionalismus mit der theologischen These über die Auferstehung als großzügige Gnadengabe oder Wunder Gottes vereinbar. Baker erklärt mit Hilfe der Lehre der natürlichen Gotteserkenntnis die metaphysische Unmöglichkeit hinsichtlich der Identität einer einzigen Person, die hintereinander mehrere Leiber haben kann. Dennoch scheint besagte Erklärung eher ein hypothetischer Trick Bakers als ein Wunder Gottes zu sein.

 

Obwohl die Einwände gegen den Bakerschen Konstitutionalismus so relevant wie die Einwände gegen andere Deutungen sind, ist Bakers materialistische Lösung nicht plausibler als andere hermeneutische Lösungen. Dennoch ist Bakers scharfsinniger Versuch betrachtenswert, denn Baker setzt dogmatisch und bedingungslos keinen notwendigen Zwischenzustand voraus.

 

4) Baker zufolge ist ihr Konstitutionalismus dem „Animalismus“ und dem Immaterialismus vorzuziehen. A) Einerseits verzichtet der materialistische Konstitutionalismus zwar auf den Begriff von einer immateriellen Seele, aber er vertritt zusammen mit dem Immaterialismus die These über die unreduzierbare Identität der Person auf ihre animalische Konstitution. B) Andererseits setzt der Bakersche Konstitutionalismus die Perspektive von erster Person als etwas Grundsätzliches voraus, obwohl besagte Perspektive gemäß dem „Animalismus“ irrelevant ist. C) Außerdem postuliert der Konstitutionalismus die auferstehungsfreundliche These über den Unterschied zwischen dem biologischen Leib des sterblichen Menschen und dem auferstandenen Leib derselben Person, deren Identität trotz des wirklichen und organischen Vergehens ihres biologischen Leibs bleibt. D.h. Baker glaubt überhaupt nicht, dass die beiden Leiber identisch sein müssen.

 

Trotz der drei oben erwähnten vernünftigen Argumente übertreibt Baker die Schwächen der Thomanischen Anthropologie, weil Baker sie manchmal platonisch und gnostisch auffasst. In diesem Fall streit Baker gegen einen imaginären Feind, den sie hypothetisch erschaffen hat. Übrigens ist die Palette breiter als der durch Baker vermutete Horizont, weil es andere personalistische und überzeugendere Alternativen gibt. Kurzum ist der Bakersche Begriff von Person ziemlich individualistisch.

 

 

 

 

[1] Die Bakersche Deutung von Thomas ist eigentlich „platonisierend“ oder wenigstens Platonfreundlich.

 

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