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SCHLÜSSE

 

 

Als Ganzes lässt sich die Philosophie weder auf die Jewri/a noch auf die Praxis reduzieren. Daher versucht Habermas’ nachmetaphysisches Denken, die eine mit der anderen in Einklang zu bringen. Im Laufe der Philosophiegeschichte war ihre harmonische Synthese in der Antike, Mittelalter und Moderne aufgrund ihres rein akademischen Interesses für die Metaphysik und wegen der bloß kognitiven Kritik an der Metaphysik unmöglich. Daher distanziert sich Habermas davon und verschiebt sich vom metaphysischen Paradigma der Bewusstseinsphilosophie zum nachmetaphysischen Paradigma der Intersubjektivitätsphilosophie.

 

Laut Habermas sind Theorie und Praxis nicht nur logisch miteinander vereinbar, sondern auch in der alltäglichen Lebenswelt. In diesem Zusammenhang trifft Habermas’ Kritik an der modernen Metaphysik insoweit auch z.T. auf die klassische Metaphysik zu, als diese letztere zwar derzeit akademisch überlebt, aber sie scheint im Alltagsleben ziemlich fremd den Gesprächsvorgängen der Gesellschaft zu sein. Im Hinblick auf die Vergesellschaftung der Metaphysik müssen sich das nach Art von Kant transzendentale Subjekt, der logozentrische Vernunftbegriff und die kognitive Bewusstseinsauffassung vergesellschaften lassen. Für diese Herausforderung hat sich diese Dissertation interessiert und hat sich zu diesem Zweck eigens mit der kommunikativen Interaktion des menschlichen Bewusstseins auseinandergesetzt.

 

Aus der diskurstheoretischen Perspektive Habermas’ hat sich die kognitive und moralische Entwicklung des Bewusstseins begrifflich vergesellschaften lassen, dessen kommunikative Interaktion im Rahmen der angewandten Ethik und der ›deliberativen‹ Politik eher dynamisch als statisch aufgefasst worden ist.

 

Mit Hilfe des Begriffs von „naturbedingter Freiheit“, der den neurobiologischen Determinismus und Kantischen Freiheitsbegriff entkräftet hat, hat der ›weiche‹ Naturalismus Habermas’ auf dem Wege eines flexiblen Determinismus die Interaktion zwischen dem Gehirn und Bewusstsein kommunikativ miteinander vereinbaren und begrifflich ihre kognitive Wechselwirkung vergesellschaften können.

 

Im Rahmen der Dusselschen Ethik und Politik der Befreiung haben sich sowohl der Mucksche Wahrheitsbegriff und die Habermas’sche Wahrheitsauffassung als auch der diskurstheoretische Formalismus Habermas’ subsumieren lassen. In Anlehnung an Dussel hat der Standpunkt der Opfer seinen postdiskursiven Beitrag zur Deutung der kommunikativen Interaktion des menschlichen Bewusstseins geleistet. Unter diesem Gesichtspunkt ist besagte Bewusstseinsinteraktion als ein formaler Gesprächsvorgang, in den sich die Opfer interaktiv einschließen lassen, als eine materiale Teilnahme an einer Kommunikations- und Lebensgemeinschaft und als eine gemeinschaftsfreundliche Durchführung der ethischen, politischen Befreiungspraxis mittels effizienter Strategien und Instrumente gedeutet worden.

 

Im Lichte ethischer, politischer Kriterien und Prinzipien versucht die effiziente Durchführung der Befreiungspraxis vom Standpunkt der Opfer aus, sowohl die akademische Metaphysik und die kognitive Bewusstseinsauffassung, die der Habermas’sche Begriff von „Moralbewusstsein“ teilweise mit der Moderne teilt, als auch die Interaktion zwischen dem Gehirn und Bewusstsein zu vergesellschaften. Offensichtlich ist der Einfluss der Befreiungspraxis auf die Vergesellschaftung der Interaktion zwischen dem Gehirn und Bewusstsein indirekt bzw. mittelbar, d.h. mittels der Vergesellschaftung der Kognitionsprozesse. Dessen ungeachtet ist besagter Einfluss nicht nur begrifflich und theoretisch, sondern insoweit auch praktisch, als er von der Befreiungspraxis ausgeübt wird, deren Durchführung über die Grenzen der rein akademischen Philosophie hinausgeht. Auf diese Weise kann der postdiskursive Beitrag zur Deutung der kommunikativen Interaktion des menschlichen Bewusstseins den nach Art von Habermas diskurstheoretischen Beitrag subsumieren.

 

 

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