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ÉTICA DE LA RENUNCIA

AL PODER

 

LA INTERACCIÓN DE LA CONCIENCIA

EN EL MARCO DE LA SOLIDARIDAD CON LAS VÍCTIMAS

 

Secuela de mi disertación doctoral

en el contexto de nuestro México violento y convulso

 

2.1.4 Dificultades de cara a la crítica

 

 

Nachdem Habermas begrifflich die Ansätze von Kohlberg, Selman & Youniss rekonstruiert hat, um den moralischen Bewusstseinsgesichtspunkt zu begründen, soll er angesichts der Kritik am Ansatz Kohlbergs mindestens die vier folgenden Schwierigkeiten überwinden. Zu diesem Zweck muss sich Habermas’ Begründung in weiteren Untersuchungen bewähren, deren empirische Annahmen ihn herausfordern, Einwände gegen ihren Reduktionismus zu erheben.

 

 

1) Aufgrund des Mangels an empirischen Evidenzen hat Kohlberg selbstkritisch in seinem psychologischen Schema das postkonventionelle Niveau revidiert, mit dem Habermas die moralische Urteilsorientierung an ›normenbegründenden‹ Prinzipien und an diskursiv ›prinzipienbegründenden‹ Argumentationsvorgängen in Zusammenhang gebracht hat. Dagegen lässt sich einwenden, dass Habermas’ Begründung des moralischen Bewusstseinsgesichtspunkts eher Konstruktion einer rein philosophischen Hypothese als ein experimenteller Nachweis mit empirischer Offensichtlichkeit zu sein scheint.

 

Für die postkonventionelle Stufe des moralischen Urteils argumentiert Habermas, dass sie auf eine naturalistische Ebene irreduzibel ist. Aus diesem Grund soll die wissenschaftliche Methodologie selbstkritisch auch in diesem Fall ihre naturalistischen Annahmen revidieren. Außerdem ist diese moraltheoretische Polemik zwischen Philosophen von historischen Weltanschauungen angetrieben worden und darüber kann man sich nicht nur anhand empirischer Verifikation verständigen, sondern auch aufgrund philosophischer Argumente. Solange diese Schwierigkeit zur Debatte steht, darf die Diskursethik ihren philosophischen Gesichtspunkt verteidigen.

 

2) Kontroverse Beiträge von N. Haan & C. Gilligan haben in Anbetracht der Vermittlung zwischen der konkreten Handlungssittlichkeit und der abstrakten Urteilsmoralität die Kohlbergsche Einstufung des postkonventionellen Niveaus in Zweifel gezogen, denn Menschen können infolge der theoretischen Moralisierung der sozialen Welt bestimmte Grundauffassungen verlieren, z.B.: Die Fusion zwischen postkonventioneller Gültigkeit und sozialer, konventioneller Geltung, die kulturelle Selbstverständlichkeit der eigenen Existenz, die lebensweltlichen Gewissheiten, die handlungsmotivierte Kraft der intrinsischen Verbindung mit der konkreten Sittlichkeit des guten Lebens und die motivierten Antworten auf ›kontextualisierte‹ Fragen nach dem sittlich Guten. Während Gilligan als Lösung besagten Vermittlungsproblems auf dem postkonventionellen Niveau Kohlbergs einen kontextuellen Relativismus für die praktische Anwendung der abstrakten Moralität vorschlägt, möchte Haan das Schema Kohlbergs mittels einer parallelen Stufenhierarchie ergänzen.[1]

 

Laut Habermas kann die abstrakte Moralität der postkonventionellen Stufe des moralischen Urteils den Verlust der konventionellen und konkreten Sittlichkeit wettmachen, wenn sowohl das kognitive Problem der situationsspezifischen Moralitätsanwendung als auch das ›motivationale‹ Problem der Gesinnungs- und Sittlichkeitsverankerung mit Hilfe der hermeneutischen Aufgabe und der autonomen Verinnerlichung der abstrakten Moralitätsprinzipien gelöst werden. D.h. anhand der kontextspezifischen Situationssensibilität und Klugheit, die jedem Handelnden zur Deutung der abstrakten Moralitätsprinzipien und zur praktischen Anwendung des Formalismus der Diskursethik verhilft, und um der autonomen Selbststeuerung willen, die vernünftig die persönliche Verankerung der sittlichen Gesinnungen motiviert.

 

3) Abgesehen von den sechs sozialkognitiven Stufen fügt Kohlberg in sein Schema zwischen dem post- und konventionellen Niveau eine Übergangsstufe ›4½‹ als Ausweg jener Heranwachsenden, die gemäß einer psychodynamischen Erklärung und wegen einer noch nicht bewältigten Adoleszenzkrise nur partiell den Übergang zum postkonventionellen Niveau vollziehen, und ihre entsprechende Übergangssozialperspektive ein.

 

Habermas zufolge genügt Kohlbergs rein psychodynamisches Einfügen überhaupt nicht den Anforderungen einer breiten Beschreibung dieses Phänomens. Dagegen stellt Habermas seinerseits eine philosophische Hypothese auf, wonach besagte Heranwachsende sozusagen vor dem spezifischen Eintritt in die moralische Argumentation Halt machen, obwohl sie schon kritisch zu argumentieren erlernt haben.[2] Wegen des Zusammenbruchs der sozialen Konventionen lässt sich die traditionelle Geltung der konventionellen Normen relativieren und infolgedessen können sich Heranwachsende eigentlich aufgrund kritischer Argumente von dieser entwerteten Traditionswelt distanzieren, ohne den weiteren Schritt zu tun, nämlich den vernünftig motivierten Übergang zur postkonventionellen Stufe des moralischen Urteils aufgrund der ›normen-‹ und ›prinzipienbegründenden‹ Argumentation des spezifisch moralischen Bewusstseinsgesichtspunkts.

 

4) Kohlberg unterscheidet nicht nur zwischen Kompetenz und Performanz, sondern auch zwischen den ›performanzbestimmenden‹ Faktoren zur Anregung und zur Hemmung einer erworbenen Kompetenz. Dennoch kann die Kompetenz einzig und allein anhand der Performanzäußerungen begriffen werden. Daher kritisiert Habermas die Diskrepanz zwischen moralischen Urteilen, als ob sie exklusives Kriterium für die Kompetenz wären, und moralischen Handlungen, als ob sie ausschließlich Kriterium für die Performanz wären.

 

Beispielweise üben kommunikative Handlungen eine Verständigungskompetenz und strategische Handlungen eine Erfolgsperformanz aus und folglich haben Handlungen etwas sowohl mit der Kompetenz als auch mit der Performanz zu tun. Dazu kann der Gegensatz zwischen verständigungs- und erfolgsorientierten Handlungen wegen gewisser Abwehrmechanismen misslingen, z.B. Projektions- und Identifikationsmechanismen, deren Kommunikationssperren unbewusst mittels des strategischen Handelns die verständigungsorientierte Absicht des kommunikativen Handelns verzerren.

 

Trotz der vier oben erwähnten Schwierigkeiten scheint es, dass Habermas’ begriffliche und diskurstheoretische Rekonstruktion der Interaktionstypen von den Kohlbergschen, Selmanschen und Youniss’schen Ansätzen ausgehend im Allgemeinen plausibel ist, um universalpragmatisch den spezifisch moralischen Bewusstseinsgesichtspunkt zu begründen. Dazu kann man mit wenigen Worten die folgenden philosophischen Gründe anführen: Angesichts der Tatsache, dass Menschen moralisch über ihre Handlungen zu urteilen pflegen, können sich die Handlungen und die Sprache der moralischen Urteile philosophisch analysieren lassen. Wenn Menschen tatsächlich über ihre Handlungen urteilen, sind sie dazu faktisch fähig. Auf diese Weise ist es möglich, nicht nur über die moralischen Urteile zu philosophieren, sondern auch über die entsprechende Fähigkeit, moralisch zu urteilen.

 

Dazu kann man folgendes als Ergänzung der Begründung Habermas’ hinzufügen: Es scheint, dass die psychologische und moralische Entfaltung besagter Fähigkeit mit der psychologischen und moralischen Entwicklung des Bewusstseins synchron ist. Aus diesem Grund stehen sowohl die Handlungen und die Sprache der moralischen Urteile als auch die Entwicklung des Bewusstseins, psychologisch und moralisch gemeint, und die Entfaltung der Urteilsfähigkeit miteinander im Zusammenhang. Besonders betont Habermas weder ausführlich das Verhältnis vom moralischen Urteil zur Urteilsfähigkeit des spezifisch moralischen Bewusstseins noch ausdrücklich die Rolle des kognitiven Bewusstseins als Kern der persönlichen Identität. Weil Menschen sich im Laufe der Kommunikationsvorgänge um der intersubjektiven Ausübung ihrer kommunikativen Interaktionskompetenz willen ihrer eigenen Identität bewusst werden, verschiebt Habermas vom Subjektivitäts- zum Intersubjektivitätsparadigma dieses Thema über das Bewusstsein und die Identität und daher ist solche Thematik im Anschluss in einem anderen Abschnitt zu erklären.

 

 

 

 

[1] Vgl. ebd., S. 193.

 

[2] Vgl. ebd., S. 197.

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